NGIS 2.0

Die NGIS 2.0 benennt die strategischen Ziele der GDI-DE für die kommenden zehn Jahre. Sie richtet sich an politische Entscheidungsträger, die Akteure der GDI-DE sowie an weitere Stellen und Personen, die Geoinformationen nutzerorientiert und nach rechtsverbindlichen Vorgaben gemeinsam bereitstellen wollen.

Das Strategiepapier entwickelt ausgehend von einer Analyse der aktuellen Situation und der Rahmenbedingungen die Schwerpunkte der NGIS 2.0 mit konkreten Handlungsfeldern. Die sieben Schwerpunkte der Strategie werden in einer Matrix mit aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen in Bezug gesetzt. Aus der Verbindung beider Aspekte entstehen künftig Umsetzungsprojekte, die bereits in einem öffentlichen Beteiligungsverfahren auf ihre Relevanz für die Akteure im Bereich Geodaten geprüft wurden.

Die NGIS 2.0 beschreibt darüber hinaus das Rollenverständnis der Akteure der GDI-DE. 

Rahmenbedingungen

Die GDI-DE orientiert sich bei der Erstellung der NGIS 2.0 an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen und der Datenstrategie der Europäischen Union. Sie berücksichtigt die Digitalstrategien des Bundes, der Länder und der Kommunen sowie die Geodatenzugangsgesetze des Bundes und der Länder als rechtlichen Rahmen. Ebenso werden europäische Vorgaben berücksichtigt, die sich unter anderem aus der INSPIRE-Richtlinie, einschließlich dazugehöriger europarechtlicher Verordnungen und weiterer Technical Guidance, dem Datennutzungsgesetz und der Durchführungsverordnung (EU) zur Festlegung bestimmter hochwertiger Datensätze und der Modalitäten ihrer Veröffentlichung und Weiterverwendung ergeben. Die NGIS 2.0 soll zudem einen grundlegenden Beitrag zur Klimapolitik der Europäischen Union, dem Green Deal, liefern.

Die NGIS 2.0 unterscheidet zwischen eigenen Handlungsfeldern der GDI-DE und vorgegebenen Rahmenbedingungen, die außerhalb der Zuständigkeit der Akteure der GDI-DE liegen. Zusätzlich müssen technische und rechtliche Voraussetzungen geschaffen werden, um die Bereitstellung von Geoinformationen zu verbessern.

Ein möglichst großer Nutzen kann aus der Geodateninfrastruktur gezogen werden, wenn diese einen Beitrag zur Lösung der aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen leistet. Die aktuellen Herausforderungen wurden anhand grundlegender und langfristiger Entwicklungen – sogenannter Megatrends des Zukunftsinstituts – identifiziert.

Die folgenden Megatrends weisen einen Bezug zu Geoinformationen auf:

  • Neo-Ökologie: Nachhaltigkeit richtet Gesellschaft und Unternehmen neu aus
  • Konnektivität: Vernetzung auf Basis digitaler Infrastrukturen
  • Mobilität: Veränderungen durch neue Produkte und Services sowie die künftige Nutzung von (neuen) Verkehrsmitteln
  • Urbanisierung: Städte als wichtigste Lebensräume der Zukunft unter gleichzeitiger Stärkung der ländlichen Räume
  • Gesundheit: Gesundheit als zentrales Lebensziel
  • Globalisierung: Wissenschaft und Wirtschaft, Kultur und Zivilgesellschaften stehen weltweit in einem zunehmend engeren freien Austausch
  • Wissenskultur: Veränderung unseres Wissens über die Welt und die Art und Weise, wie wir mit Informationen umgehen
  • Sicherheit: Wahrnehmung von Unsicherheit in Zeiten zunehmender Vernetzung und globaler Umbrüche

Um nicht die staatliche Aufgabe, Güter und Leistungen bereitzustellen, die für ein menschliches Dasein notwendig sind (Daseinsvorsorge) aus den Augen zu verlieren, wurde dieser Punkt zusätzlich aufgenommen.

Die gedankliche Verschneidung der Megatrends mit den Schwerpunkten dient als Grundlage, um zukünftige konkrete Projekte abzuleiten.

Konkret würde sich beispielsweise aus der Kombination der gesellschaftlichen Herausforderung "Wissenskultur" und dem Schwerpunkt "Geokompetenz stärken" ein Projekt ableiten lassen, welches die Geodateninfrastruktur in Schulen bekannter machen soll.

Rollenverständnis der Akteure

Bund
  • Die Bundesverwaltung verfügt über Geoinformationen mit teilweise aggregiertem Inhalt und in der Regel bundesweiter Abdeckung sowie über Geoinformationen zu ausländischen Gebieten, die sie zur Erledigung spezifischer Bundesaufgaben im In- und Ausland benötigt.
  • Der Bund vertritt die Bundesrepublik Deutschland in europäischen und internationalen Organisationen und trägt dazu bei, Deutschland in der Außenwahrnehmung als anerkannten Partner für das Geoinformationswesen zu positionieren. Er übernimmt eine führende Rolle bei internationalen Aktivitäten und betreibt zur Bereitstellung von Geoinformationen leistungsfähige bundesweite Infrastrukturen in Zusammenarbeit mit den Ländern und Kommunen. 
  • Geoinformationen des Bundes werden im Rahmen des öffentlichen Auftrags der öffentlichen Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft sowie der Zivilgesellschaft grundsätzlich unentgeltlich bereitgestellt.
Länder
  • Die Landesverwaltungen verfügen als allgemeine staatliche Verwaltungsträger in Deutschland über ein sehr breites Spektrum detailreicher Geoinformationen verschiedenster Fachbereiche mit in der Regel landesweiter Abdeckung, die sie zur Erledigung von Landesaufgaben benötigen.
  • Die Länder koordinieren die Erhebung, Führung und Bereitstellung von Geoinformationen im eigenen Land, einschließlich der kommunalen Ebene und betreiben für die Bereitstellung leistungsfähige Infrastrukturen in Zusammenarbeit mit den Kommunen und dem Bund.
  • Die durch die Länder über ihre Geoinformationsverwaltungen bereitgestellten amtlichen Geobasisdaten besitzen eine grundlegende Bedeutung, da sie den einheitlichen Raumbezug gewährleisten. Hierdurch wird die Kombination verteilter Geoinformationen (Geobasis- und Geofachdaten) ermöglicht.
  • Geoinformationen der Länder werden im Rahmen des öffentlichen Auftrags der Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft sowie der Zivilgesellschaft grundsätzlich unentgeltlich bereitgestellt.
Kommunen
  • Die Kommunalverwaltungen verfügen als mit den Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft betraute Verwaltungsträger über vielfältige detailreiche, jedoch zumeist inhaltlich und technisch heterogene Geoinformationen mit meist lokaler Abdeckung, die sie zur Erledigung ihrer Pflicht-, Weisungs- und Freiwilligkeitsaufgaben benötigen.
  • Die Kommunen bewältigen die Erfassung, Führung und Bereitstellung von Geoinformationen in eigener Verantwortung bzw. in interkommunaler Zusammenarbeit, über eigene verwaltungsinterne Strukturen sowie mit der Unterstützung von privaten oder öffentlichen Unternehmen und bei übergreifenden Aufgaben insbesondere in Zusammenarbeit mit den Ländern.
  • Geoinformationen der Kommunen werden im Rahmen des öffentlichen Auftrags für die Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft sowie der Zivilgesellschaft grundsätzlich unentgeltlich bereitgestellt.
  • Die Kommunen betreiben zur Inwertsetzung ihrer Geodaten dienstebasierte Geodateninfrastrukturen und realisieren auf dieser Grundlage Modelle und Anwendungen für die eigenen Bedarfe der Kommunalverwaltung, insbesondere in den Bereichen Smart City und Smart Region, aber auch für Zwecke der Wirtschaft und Wissenschaft sowie der Zivilgesellschaft.
  • Die Kommunen sehen Geodateninfrastrukturen in einem breit gefassten Digitalisierungskontext. Im Fokus stehen die prozessorientierte Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung, die digitale Unterstützung politischer Entscheidungsprozesse sowie die digitale Daseinsvorsorge.
Wirtschaft
  • Unternehmen verfügen über unternehmensspezifische, jedoch zumeist inhaltlich und technisch heterogene Geoinformationen, die sie für ihre eigenen Betriebs- und Geschäftsprozesse benötigen oder die als Reaktion auf eine konkrete Marktnachfrage erhoben werden.
  • Unternehmen der Geoinformationsbranche bieten Dienstleistungen rund um Geoinformationen für andere Unternehmen, die öffentliche Verwaltung, Forschungseinrichtungen oder Zivilgesellschaft an.
  • Geoinformationen der Wirtschaft und die damit zusammenhängenden Dienstleistungen werden im Rahmen von betriebswirtschaftlichen Geschäftsmodellen in technologisch flexibler Form bereitgestellt. Wertschöpfung wird nach marktwirtschaftlichen Prinzipien vielfach auf Grundlage der Geoinformationen der öffentlichen Verwaltung in Kombination mit Geoinformationen privater Akteure generiert. Die Angebote werden auf die Bedürfnisse konkreter Nutzergruppen in der Regel gegen Entgelt zugeschnitten, sofern eine Marktnachfrage besteht.
Wissenschaft
  • Forschungseinrichtungen verfügen über vielfältige Geoinformationen, die sie im Zuge wissenschaftlicher Fragestellungen, Studien oder Projekte durch Verarbeitung bestehender und Erhebung neuer Geoinformationen generieren.
  • Geoinformationen der Wissenschaft werden zur Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse der öffentlichen Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft sowie der Zivilgesellschaft als Rohdaten und in aufbereiteter Form in der Regel unentgeltlich bereitgestellt, sofern hieran ein wissenschaftliches Interesse besteht.
Zivilgesellschaft
  • Die Zivilgesellschaft nutzt Geoinformationen, die über vielfältige Anwendungen der öffentlichen Verwaltung, Wirtschaft oder Wissenschaft auf Grundlage von Daten aus der GDI-DE erstellt werden.
  • Bürgerinnen und Bürger sammeln heterogene Geoinformationen im Rahmen freiwilliger Initiativen vor Ort, oft in partnerschaftlichen Kooperationen mit den öffentlichen Verwaltungen, und stellen diese in der Regel kostenlos zur Verfügung.
  • Einige zivilgesellschaftliche Organisationen verfügen über spezifische Geoinformationen, die von Bürgerinnen und Bürgern freiwillig preisgegeben werden oder aufgrund ihres persönlichen Engagements zu einzelnen raumbezogenen Ereignissen gesammelt werden. Sie stellen diese allen Interessierten in der Regel unentgeltlich bereit.

 

Ausblick

Die vorliegende NGIS 2.0 benennt die Arbeitsschwerpunkte der kommenden Jahre und dient der Orientierung bis zum Zieljahr 2034 für die GDI-DE. Sie löst die NGIS aus dem Jahr 2015 ab. Um die NGIS 2.0 flexibel zu halten und sich stärker auf die Umsetzung zu fokussieren, wird auf eine Ausformulierung verzichtet.

Die strategische Ausrichtung der GDI-DE durch die NGIS 2.0 und ihre operative Umsetzung einschließlich Controlling werden redaktionell getrennt. Auf der Grundlage der in der NGIS 2.0 aufgezeigten Schwerpunkte und den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen sind konkrete Umsetzungsprojekte zu identifizieren. Die Umsetzungsprojekte sollen am Bedarf ausgerichtet werden und einen wirtschaftlichen Einsatz der Ressourcen gewährleisten. Durch dieses Vorgehen soll sichergestellt werden, dass die GDI-DE flexibel auf sich ändernde Anforderungen reagieren kann. Die aus der NGIS 2.0 abgeleiteten Umsetzungsprojekte werden vom Lenkungsgremium GDI-DE beschlossen, den Verantwortlichen klar zugewiesen und im Internet transparent dargestellt.

Alle Akteure in Bund, Ländern, Kommunen, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft tragen mit eigenen Maßnahmen und im partnerschaftlichen Dialog zum volkswirtschaftlich sinnvollen Betrieb der GDI-DE bei.

Es erfordert hierbei den Willen aller Akteure, die Zusammenarbeit im Bereich der Geodateninfrastruktur über alle Fach- und Organisationsgrenzen hinweg zu stärken und den damit einhergehenden Kulturwandel konstruktiv mitzugestalten.

Die NGIS 2.0 wird nach Beschluss durch das Lenkungsgremium GDI-DE dem IT-Planungsrat vorgelegt und diesem regelmäßig über die Umsetzung berichtet.