Technische und organisatorische Aspekte
Die Schwerpunkte der NGIS 2.0
Unter Berücksichtigung der Ausgangssituation und der Rahmenbedingungen wurde nach Evaluierung der Umsetzung der bisherigen NGIS und einer bereits durchgeführten Onlinebefragung ein Leitgedanke für die NGIS 2.0 entwickelt:
Geoinformationen einfach nutzen: Bereitstellen – Vernetzen – Anwenden
Aus diesem übergeordneten Ziel der NGIS 2.0 sind die folgenden sieben Schwerpunkte abgeleitet, die mit konkreten Handlungsfeldern unterlegt werden. Sie umfassen technische sowie organisatorische Aspekte.
Die technische Entwicklung und auch die Bereitstellung von Massendaten schreiten stetig voran. Die Anforderungen der Nutzenden an die Geoinformationen in puncto Vielfalt steigen. Damit die Geodateninfrastruktur weiterhin der zentrale Knotenpunkt für die Bereitstellung, Vernetzung und Anwendung von Geoinformationen bleibt, muss der weitere Ausbau so erfolgen, dass flexibel auf aktuelle Entwicklungen und bedarfsorientierte Anforderungen reagiert werden kann. In diesem Schwerpunkt sollen nachfolgende Handlungsfelder weiter betrachtet werden:
- Echtzeit-/Sensordaten einbinden
- Statische und dynamische Geoinformationen integrieren
- Historie/Zeitreihen darstellen
- Vernetzung auf Datenebene durch Linked Open Data stärken
- Analysewerkzeuge und themenbezogene Anwendungen für Geoinformationen (beispielsweise Digitale Zwillinge) ausbauen
- Online- und Offline-Lösungen anbieten
- Aktuellen Entwicklungen folgen (beispielsweise Datenbedarf für Künstliche Intelligenz und Digitale Zwillinge)
- Nichtraumbezogene Daten integrieren
Geoinformationen bilden eine wichtige Grundlage um begründbare Entscheidungen treffen zu können. Geoinformationen zu finden ist allerdings nicht immer einfach möglich, wenn das entsprechende Fachwissen nicht vorhanden ist oder diese Daten nicht frei zugänglich sind. Der Zugriff auf Geoinformationen muss in den kommenden Jahren weiter vereinfacht werden, sodass jede Bürgerin und jeder Bürger – egal ob jung oder alt – die für sie notwendigen Geoinformationen einfach finden kann. In diesem Schwerpunkt sollen nachfolgende Handlungsfelder weiter betrachtet werden:
- Geoinformationen über bekannte Suchmaschinen finden
- Open Code und Open Source unterstützen (Public money for public code)
- Open Data unterstützen
- Geoinformationen mit verschiedenen Datenräumen vernetzen
- Datenschutz (Treuhändermodell) prüfen
Im Geoportal.de sowie in den Länder- und Kommunalportalen sind bereits eine Vielzahl von Geoinformationen auffindbar. Nicht immer enthalten diese alle für die Nutzenden notwendigen Informationen. Die Nutzeranforderungen können dabei divers sowie kontrovers sein.
In diesem Schwerpunkt steht der Ausbau der Bereitstellung und der Qualität der bereitgestellten Geoinformationen im Fokus und soll in den nachfolgenden Handlungsfeldern weiter betrachtet werden:
- Harmonisierung und Vollständigkeit der Geofachdaten fordern und fördern
- Flexibilisierung durch Vereinheitlichung (Homogenisierung des Datenmodells) weiter unterstützen
- Einheit in der Vielfalt
- Daten wirtschaftlich bereitstellen (einmal erheben, mehrfach nutzen – das Once-Only-Prinzip)
- Technische Infrastruktur weiterentwickeln (Standards und Schnittstellen etablierter Informationstechnologien nutzen, Cloud-Transformation)
- Geodaten zur direkten Integration in Geschäftsprozesse bereitstellen
- Qualität der Geoinformationen verbessern, sichern und weiter standardisieren (Qualitätssicherung/Qualitätsmonitoring)
Der Zugriff und die Bereitstellung von Geoinformationen ist aufgrund des Föderalismus sowie der Kommunalen Selbstverwaltung eine Aufgabe verschiedener Akteure. Diese verschiedenen Akteure müssen in den kommenden Jahren noch stärker zusammenarbeiten, um das Angebot an Geoinformationen zu erweitern, doppelte Datenerfassungen zu vermeiden, Kosten zu sparen und gemeinsam Standards zu entwickeln bzw. vorhandene Standards weiterzuentwickeln. Der Austausch unter den Akteuren steht in diesem Schwerpunkt im Fokus und soll in den nachfolgenden Handlungsfeldern weiter betrachtet werden:
- Zusammenarbeit der strategischen, fachlichen und technischen Ebenen stärken
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit unterstützen
- Zusammenarbeit zwischen den administrativen Ebenen weiter ausbauen
- Vernetzung der Entscheidungs- und Arbeitsebene verbessern
- Netzwerk der Fachministerkonferenzen ausbauen
- Community von Freiwilligen einbinden (Crowdsourcing)
- Angebot an Austausch zu aktuellen Themen intensivieren
Die Erfahrungen zeigen, dass die Bereitstellung und Vernetzung von Geoinformationen häufig nicht ausreichen, um das gesamte Potenzial der GDI-DE auszuschöpfen. Die Nutzenden müssen auch in die Lage versetzt werden, sich das Wissen anzueignen, wie Geoinformationen gefunden und für welche Fragestellungen diese verwendet werden können (Geokompetenz). Die digitale Kompetenz zu stärken, ist nicht nur ein Thema der europäischen oder nationalen Digitalisierungsstrategien, sondern spielt auch im Umgang mit Geoinformationen eine wichtige Rolle. Die Stärkung der Geokompetenz auf Arbeits- und Entscheidungsebene ist ein zentrales Anliegen der NGIS 2.0. In dem dazugehörigen Schwerpunkt sollen nachfolgende Handlungsfelder weiter betrachtet werden:
- Digitale Kompetenz stärken (etwa durch Informationsveranstaltungen zu aktuellen Entwicklungen)
- Nutzergruppengerechte Informationsveranstaltungen (Newcomer, Experten) anbieten
Von der Wirtschaft über die Wissenschaft und öffentliche Verwaltung bis hin zu den Bürgerinnen und Bürgern sind die unterschiedlichen Zielgruppen beim weiteren Ausbau der GDI-DE zu berücksichtigen. Die Vielfalt der Nutzenden von Geoinformationen wird in diesem Schwerpunkt herausgestellt, wobei die Aufzählung nicht abschließend ist. In diesem Schwerpunkt sollen nachfolgende Handlungsfelder weiter betrachtet werden:
- Wirtschaft und Wissenschaft als Konsumenten, Produzenten und Multiplikatoren von Geoinformationen einbinden
- Politik und alle Ebenen der öffentlichen Verwaltung bei datenbasierten Entscheidungen unterstützen
- Geodatenhaltende Stellen stärker berücksichtigen
Bereits als Bund und Länder den gemeinsamen Aufbau der GDI-DE im Jahr 2003 beschlossen haben, wurde festgelegt, dass sich das Angebot der GDI-DE an der Nachfrage auszurichten hat.
Neue technische Möglichkeiten wecken neue Begehrlichkeiten. Vor diesem Hintergrund ist zu prüfen, wo spezifische Bedarfe für Geoinformationen bestehen, damit diese zukünftig noch besser bedient werden können. Ziel ist es, dass vorhandene Geoinformationen noch stärker nachgenutzt und weitere Geoinformationen bereitgestellt werden. Geodatenhaltende Stellen müssen ermutigt werden, ihre Geoinformationen der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Die Bedeutung der Metadaten für die Nachnutzung muss noch stärker in den Fokus gerückt werden. In diesem Schwerpunkt sollen nachfolgende Handlungsfelder weiter betrachtet werden:
- Nachnutzung im Blick behalten
- Bereitstellung harmonisierter bundesweiter Datensätze unterstützen
- Lösungen zu lang- und kurzfristigen Themen bedarfsorientiert anbieten
- Empfehlungen zu bedarfsorientierten Lösungen (fachlich, technisch, organisatorisch) veröffentlichen
- Einstiegshürden reduzieren und niedrigschwellige Anwendungen schaffen
- Metadatenerhebung als wertvollen Beitrag der geodatenhaltenden Stellen für die Nachnutzung bewerben